28. Mai 2017 7 28 /05 /Mai /2017 22:25

Samstag, 27.05.2017 - Teil 2

Nun, die Tatsache, dass der Zug mit meinem Handy drin schon wieder Richtung Spanien weg war und die Suche nach so einem Teil über die Grenze hinweg mit wenig internationalen Verbindungen recht zeitaufwändig und daher ziemlich hoffnungslos gewesen wäre, veranlassten mich dazu, weiterzureisen. Auch weil ich im höchstwahrscheinlichen Fall, dass das Telefon nicht aufzufinden gewesen wäre, keinen Kontakt mehr mit Tinu hätte herstellen können. Vielleicht hatte das noch vorgesehene Programm auch noch einen Einfluss auf meine Entscheidungsfindung unter Zeitdruck, ich weiss es nicht, aber ich stehe dazu, war schliesslich meine Unvorsichtigkeit. Wir fuhren also mit dem TER ein paar Stationen bis St-Jean-de-Luz, noch auf dem Bahnhof telefonierte ich mit Tinus Handy auf eine Swisscom-Notnummer, um das Gerät komplett sperren zu lassen, ausserdem meinen Eltern, um ihnen mitzuteilen, dass ich vorübergehend nicht erreichbar sein würde. Dann konnte es weiter gehen. Wir bestiegen einen lokalen Bus Richtung Sare und fuhren mit ihn bis auf den Col de St. Ignace, hier befindet sich die Talstation unseres nächsten Ziels, der Chemin de Fer de la Rhune, welche mit uralten Zügen eine etwa 4 km lange Strecke auf einen Grenzberg hinauf fährt. Um 13.30 traf uns hier Stolperstein Nr.3 voll und direkt: Die nächsten beiden Zugabfahrten um 14.00 und 14.40, welche für unser Weiterkommen ideal gewesen wären, waren bereits ausgebucht, das hatte gestern Abend auf der Online-Übersicht noch anders ausgesehen, war aber angesichts des guten Ausflugswetters nicht weiter erstaunlich. Aufgrund der unklaren Wettersituation gestern hatten wir auf eine frühzeitige Online-Buchung verzichtet, was uns nun zum Verhängnis wurde. Die Fahrt mit einem dieser beiden Züge hätte uns nämlich einen längeren bzw. etwas kürzeren Aufenthalt auf dem Gipfel ermöglicht. Nun blieb uns noch der nächste Zug um 15.20, in welchem wir aber dann oben gleich sitzen bleiben und zurückfahren müssten, damit wir noch den Bus zurück nach St-Jean erwischen konnten. Die Frage war, ob das überhaupt sinnvoll und möglich war. Nachdem die Dame am Schalter bejahte, liessen wir uns auf das Abenteuer ein. Nun hatten wir aber noch fast zwei Stunden auf unseren Zug zu warten, Tinu hatte in der Nähe, aber viel weiter oben das Depot der Bahn entdeckt, so dass wir mit Sack und Pack den Hoger hoch kraxelten und dort tatsächlich auch abgestellte Züge vorfanden. Die wurden kurze Zeit später für den 14.00-Zug aus der Halle geholt (Mittagspause im Fahrplan der „Nebensaison“) wir warteten auch noch gleich die Abfahrt dieser Züge ab (immer zwei dreiteilige Züge im Konvoi) und konnten so auch noch ein paar Streckenbilder machen. Dann wurde es uns zu heiss und wir gingen zurück zur Talstation, Verpflegung suchen. An einem Stand gab es feine Sandwiches mit Zutaten aus der Region und natürlich Wasser. Das frische Baskische Bier hoben wir uns für unsere Rückkehr vom Berg auf. Inzwischen waren auch die 14.40-Züge vollgestopft gestartet und ich fragte mich, was uns da oben auf La Rhune wohl erwarten würde. Bald waren auch wir endlich an der Reihe und auch unsere Züge waren noch sehr gut besetzt. Die Fahrt ging zuerst eine Bergflanke hoch und erreichte später auf kurvigem Trasse die Mittelstation, einzige Kreuzungsmöglichkeit für die Züge, deshalb ist auch kein dichterer Fahrplan möglich. Nach der Kreuzung gehts nochmals im Zickzack den Berg hoch, wo die Gipfelstation erreicht wird. Man hat beidseits weite Ausblicke in die Gegend und über einem kreisen zudem die Pyrenäengeier, auch genannt Vautour. Nun war ich also im Land von Ralphs Lieblingsvögel und konnte ihm nicht mal ein Selfie mit einem solchen senden... Oben hatte sich bereits eine lange Schlange von Rückreisenden gebildet, wir blieben wie geplant im Wagen sitzen, wechselten nur die Wagenseite, den Zugsbegleitern schien das egal zu sein. Auf der Rückfahrt erspähten wir dann oberhalb des Gleises noch einen veritablen Geierhorst, wo sich einige Tiere versammelt hatten und man sie auch stehend statt fliegend per Teleobjektiv fotografieren konnte. Die Fahrt war lustig, die Bahn auch, das Wetter war heiss und so gönnten wir uns zurück an der Talstation nun noch ein erstaunlich feines Baskisches Bier, da wir eh noch auf den Bus warten mussten. Dieser kam sogar einige Minuten vorzeitig und setzte uns entsprechend früher am Bahnhof von St-Jean-de-Luz ab, so dass wir statt der knapp berechneten Anschlusszeit von 15 Minuten (= Stolperstein Nr. 4) sogar etwas mehr Zeit hatten ,um auf unseren TGV nach Bordeaux zu warten. Gut zwei Stunden genossen wir jetzt noch den Komfort eines Erstklassabteils in einem Zug, der sich zusehends füllte, je näher man Richtung Paris kam. In dieser Zeit konnte sich endlich auch der Ärger über mein dummes Missgeschick in mir drin etwas etablieren und mein schlechtes Gewissen fördern. In Bordeaux angekommen bezogen wir unser Zimmer im Hotel Campanile gleich um die Ecke und hatten dann noch tüchtig Hunger, welchen wir in einem Bistro gegenüber des Bahnhofs stillen konnten. Heute war ein Abend zu draussen sitzen, was wir so ausgiebig wie das Essen (Penne al Salmone bzw. Pouletspiess an Honigsenfsauce) genossen. Zurück im Zimmer gings dann noch ans finale Packen und Bereitstellen für die frühe Ab- und lange Heimreise morgen Sonntag.

Tinus Erlebnisse dieses Tages

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