22. Oktober 2016 6 22 /10 /Oktober /2016 06:20

Freitag 21.10.2016, 23.40 MT, Cheyenne, Wyoming

Als ich heute den Vorhang öffnete, traute ich meinen Augen nicht. Mein Zimmer hatte besten Blick direkt auf den Colorado River, am anderen Ufer am Hang eine Bahnlinie, doch ich hatte keinen einzigen Zug gehört. Auf dem Tagesprogramm stand nun die Weiterfahrt nach Cheyenne, etwa 260 Meilen in viereinhalb Stunden. Es hätte zwar eine schnellere Variante via Denver und alles auf der Autobahn gegeben, doch ich gondle lieber gemütlich auf fast leeren Strassen durch die Landschaft. Doch diesmal hatte sich meine Routenwahl als verhängnisvoll erwiesen, im positiven Sinn, ich kam fast nicht vorwärts, weil es wieder viiiel grandiose Gegend zu bestaunen gab! Erst ging es zwar noch auf der I70 weiter Richtung Osten, doch bald zweigte ich nordwärts ab, landete irgendwie wieder im Tal des Colorado, wo ich irgendwo einen kurzen Halt machte, um zuzuschauen, wie Fischer in ihren Ruderbooten (!) Stromschnellen bewältigen (!), als ich in der Ferne einen Zug brüllen hörte (anders kann man dem Ton nicht sagen...). Also doch etwas Verkehr auf dieser einspurigen Strecke. Ich dachte, ich hätte noch Zeit und fuhr ein Strässchen zum Bahntrasse am Fluss hinab und wollte dann zu Fuss über einen Bahnübergang auf die Sonnseite gelangen und freute mich schon auf ein Bild mit Zug und Fluss und Fischern, als der Zug bereits um die Ecke kam. Es war kein langsamer Güterzug, sondern der westwärts fahrende Amtrak-Zug 5 "California Zephir" nach Los Angeles! So konnte ich halt nur Bilder von der Schattseite, immerhin Zug und Fluss und die paar Fischer ganz im Hintergrund machen. Richtig nervig wurde es dann ein paar Meilen weiter, wo die Strasse über die Bahn und ans andere Flussufer wechselte und man von dort aus einen prächtigen Fotostandort auf eine weite Kurve der Bahnlinie entlang des Colorados gehabt hätte. Wäre ich doch nur zehn Minuten eher dort gewesen. Lange konnte ich mich aber nicht nerven, denn plötzlich meldete sich mein Auto mit einem "Piiep", um mich zum Tanken aufzufordern. Toll, ich mitten im Nirgendwo und hätte vorher noch tanken sollen. Gut es war noch die Hälfte eines Viertels Benzin im Tank, das sollte eigentlich bis zum nächsten Kaff noch reichen, hoffentlich eines mit Tankstelle. Die Strasse führte aber erst noch weiter in die Höhe, über zwei kleine Pässe, immerhin konnte ich beim Hinunterfahren Benzin sparen. Schliesslich erreichte ich den Ort Kremmling, wo es tatsächlich zwei Tankstellen hatte. Die Strasse führte weiter über ein Hochplateau, beidseits gesäumt von eingeschneiten Berggipfeln, Richtung Norden zur Grenze zu Wyoming, Schneereste reichten manchmal bis hier hinunter. Ab Laramie wurde es dann wieder flacher, und mein Ziel Cheyenne liegt schon wieder topfeben. Cheyenne, die Eisenbahnstadt Amerikas. Hier werden die Züge Richtung der Bergstrecken in den Rockies mit Loks verstärkt oder zumindest Personal gewechselt. (das "Spiez" der Union Pacific?) Der Bahnhof mit Depot belegt eine riesige Fläche, von einer Strassenbrücke aus kann man das Geschehen verfolgen. Doch zunächst suchte ich einen Big Boy, die grösste je gebaute Dampflok. Sie ist in einem Stadtpark nahe des Bahnhofs ausgestellt, leider mit einem hohen Zaun efassteing. Ein zweiter Big Boy, eine Maschine, die ich schon in Kalifornien mal besucht hatte, steht nun hier im Museumsdepot von Union Pacific und soll wieder fahrtüchtig gemacht werden. Von der Brücke aus sah man immerhin deren Tender im Depotareal stehen. Zum Schluss des Tages gabs noch ein paar Sonnenuntergangsbilder von den Bahnanlagen, dann suchte ich mir in der Stadt ein Restaurant fürs Znacht, jetzt gabs endlich die gestern versäumte Pizza!

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