15. September 2015 2 15 /09 /September /2015 01:05

Sonntag, 13.09.15

Für den ersten Erkundungstag auf São Miguel hatte ich mir das Zentrum der Insel ausgesucht, hier sollte es ein paar Aussichtspunkte und sehenswerte Sachen haben. So gings zuerst quer über die Insel Richtung Norden, an Ribeira Grande vorbei und dann ein erstes Mal in die Hügel hinein. Schon forderte ich dem Ford Fiesta einen ersten Kraftakt ab, was er aber mühelos bewältigte. Nach einem Abstecher in einen ehemaligen Vulkankrater, gings noch etwas weiter in die Höhe, Weite Ausblicke über die Insel wechselten sich jetzt ständig mit Regenwald-artiger Vegetation. Bei Gorreana kam ich wieder auf die Hauptstrasse hinunter und landete gleich – in einer Tee-Plantage: Plantações Chá da Gorreana. Nebst Tee- gibt es hier beispielsweise auch Ananasplantagen, auch Zitrusfrüchte werden angebaut. Daneben wird Vieh- und Milchwirtschaft betrieben, bis weit in die Höhe sieht man die Kühe weiden, wie bei uns auf der Alp, nur dass hier meist noch Meer im Hintergrund sichtbar ist, für den Alpenländer ein sehr ungewohnter Anblick. Erneut überquere ich die Insel, die etwa 60 km lang und zwischen 15 und 20 km breit ist und lande bei einem Aussichtspunkt hoch über dem Kratersee von Furnas. Das Städtchen etwas abseits vom See, aber zusammen mit diesem in einem riesigen Talkessel gelegen, ohne Zweifel ein weiterer erloschener Vulkankrater. Eine Grafik am Infopoint zeigt dann auch eindrücklich, welche Fläche der ursprüngliche Kratersee vor Tausenden von Jahren mal eingenommen hat. Weit unten in der Nähe des Seeufers sind dampfende Quellen auszumachen. Bevor ich diese besuche, wähle ich aber noch eine Panoramastrasse, die in weitem Bogen um Furnas herum führt und weitere tolle Ausblicke über den Talkessel bietet. Irgendwie komme ich mir vor wie auf Hawaii, oder in Irland, oder Neuseeland. Irgendwo könnte man fast meinen, dass die Strasse über einen Hügelrücken hinab jetzt dann gleich auf eine Sprungschanze für den Hupf ins Meer führen wird. Spektakulär! Ich erreiche Furnas dann von der anderen Seite her, auch im Ort selber hat es einige heisse Quellen, die von vielen Touristen besucht werden. Nach einigen Fotos habe ich genug von der schwefelgesättigten Luft bzw. Faule-Eier-Gestank und bewege mich durch die engen Dorfsträsschen Richtung See. Dort darf man für den Park mit den heissen Quellen 50 Cent Eintritt Bezahlen, das Parkieren kostet dann nochmals 20 Cent pro Viertelstunde, moderate Preise. Kleiner Rundgang durch die vielen brodelnden Mini-Krater, es fallen auch einige Sandhügel mit hölzernen Nummernschildern darauf eingesteckt auf. Aha, für die vielen Picknickplätze im angrenzenden Wäldchen wird hier nicht grilliert, sondern heiss gekocht. Neben den Sandhügeln hat es nämlich noch paar offene Löcher, hier werden die zu garenden Fressalien in Blätter verpackt in einem Netz versenkt und mit Sand zugedeckt, nummeriert, damit jeder dann sein Mahl wieder findet. Den Rest übernimmt die Geothermie, und nach einer nicht definierten Kochzeit kann man die leckeren Sachen wieder ausgraben. Ähnliches habe ich auch schon in Neuseeland selber gegessen, dort nennt man es „Hangi“. Noch was anderes Leckeres gibts hier an einem Stand, nämlich ein Ananas-Drink, wahlweise mit oder ohne Alkohol. Ich wähle natürlich „ohne“, denn ich bin ja am Fahren, habe mir aber das Rezept „mit“ auch gemerkt. Der Drink aus Ananas, Honig und gecrushtem Eis wird gleich in der ausgehöhlten ganzen Ananas serviert, die das Fruchtfleisch geliefert hat. Man muss aber beim Trinken pressieren, sonst läufts unten hinaus. Ist aber sehr erfrischend! Entlang dem Rest-Kratersee fahre ich nun zur Südküste und wähle hier statt der neuen Strasse zurück in den Hauptort, die alte Strasse, welche kurvenreich noch jedes Käffli am Ufer bedient, so komme ich durch landschaftlich und architektonisch sehr idyllische Szenerien, und während sich der ohnehin sehr spärliche Sonntagsverkehr weiter oben abspielt, ist mein Weg durch die engen Gassen meist ungehindert, ausser dass ich ab und zu ein paar Dorfälteste bei ihrem Würfelspiel störe. Ein paar Mal halte ich noch an Aussichtspunkten, die Landschaft liegt schon im Abendlicht, kurz vor Ponta Delgada gibts am Meer nicht mehr viel zu sehen, für den restlichen Heimweg wechsle ich daher auf die Autobahn, ja, hier gibts tatsächlich einige Kilometer fast richtige Autobahn! Fürs Znacht wähle ich später wieder ein Restaurant am Hafen, diesmal draussen auf der Marina. Nebst Fisch bietet die Azoreanische Küche eben auch gutes Fleisch, man hat hier ja wirklich alles verfügbar, nebst Fleisch, Fisch auch viele einheimische Milchprodukte, sowie eben Tee und Ananas, und auch Wein wird angebaut. Nur Geflügel habe ich noch nirgends auf einer Speisekarte gesehen. Heute habe ich Lust auf Fleisch und gönne mir einen vielfältigen Fleischspiess mit Gemüse, dazu ein Glas lokalen Wein.

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