17. September 2015 4 17 /09 /September /2015 01:14

Montag, 14.09.15

Heute gehts in den äussersten Osten der Insel São Miguel. Bis vor Furnas wähle ich diesmal den direkten Weg auf der Schnellstrasse. Im nächsten Tal hinter Furnas, bei Provoação suche ich nach einem Aussichtspunkt, fahre fast bis zuhinterst, lande aber nur am Rande einer der vielen Viehweiden. Wenigstens erhalte ich so einen weiteren Einblick ins hiesige landwirtschaftliche Leben, welches sich nicht heftig vom unsrigen unterscheidet, ja ich begreife erst jetzt auch, warum es in meiner Kindheit auf den umliegenden Bauernhöfen öfters portugiesische Landwirtschaftshelfer hatte. Ganz einfach, die verstehen das Handwerk bestens. Ein paar Kilometer auf der Hauptstrasse weiter ist es dann soweit, nun hat man einen schönen Überblick übers Tal und sieht auch eindeutig, warum die Dörfer gefühlsmässig fast nicht aufhören, wenn man durch sie hindurch fährt. Es sind nämlich ausgeprägte Strassendörfer, je eine Häuserzeile beidseitig der Strasse, dahinter beginnen gleich die Felder. Drei solche Häuserreihen ziehen sich hier weit ins Tal hinauf, ergibt drei Dörfer oder Ortsteile. Wenig später treffe ich auf einen Abzweig, der nach Nordeste führt, der östlichste Ort der Insel, der eigentlich mein Tagesziel ist. Die ungeteerte Waldstrasse führt aber durch eine Art Nationalpark mit vielen Wäldern, ich suche aber immer noch Aussichtspunkte, und der nächste soll oberhalb des übernächsten Abzweigs sein, also weiter auf der Hauptstrasse. Doch hinter Agua Retorta, der südöstlichsten Ortschaft, ist dann diese gesperrt, so wie es aussieht wegen Forstarbeiten. Der Arbeiter an der Strassensperre meint, der einzige Weg sei die Rota da Tronqueira, eben genau der Waldweg von zuvor. Ich fahre die paar Kilometer zurück, überlege, ob ich das dem Auto zumuten kann, schaue mir die Strasse nochmals genauer an und sage dem Ford beruhigend, da musst Du nun halt durch! Der Weg ist angenehmer als erwartet, überhaupt nicht holprig, dafür feucht und glitschig. Er führt tatsächlich weitgehend durch Waldgebiet. Was mich etwas beunruhigt ist, dass mir auf den ganzen 17 Kilometern nur ein Auto entgegenkommt, und eines überholt mich, ein ziemlich pressanter Lieferwagen. Ausser einem Bautrupp, die Schlaglöcher ausbessern, begegne ich auch sonst niemandem. Dafür liegt mitten im Wald plötzlich der Miraduoro da Tronqueira vor mir, ein weiterer Lookout, mitten im dicht bewaldeten Vulkankrater, welcher auf dre Nordseite gegen das Meer offen ist. Später erreiche ich oberhalb Nordeste wieder den Rand der Zivilisation und versuche nun noch einen weiteren Aussichtspunkt zu erreichen, doch dieser Weg erweist sich als Wanderweg, definitiv nichts mehr für meinen Ford, also drehe ich um und fahre ins Zentrum, also auf den Dorfplatz von Nordeste. Hier hole ich erst mal in einem Minimarkt etwas Proviant und schaue mich dann im schmucken Dörfli um, dessen Mittelpunkt wie in jeder Ortschaft hier die Kirche mit dem Dorfplatz bildet. Hier spielt sich das Leben ab, hier werden Neuigkeiten verbreitet... Speziell in Nordeste ist, dass eine kleine Brücke direkt auf den Dorfplatz mündet. Auch an der Nordküste wurde eine neue direkte Strasse – nicht gerade eine Autobahn – gebaut, welche meist oberhalb der Dörfer und auf mehreren recht hohen Brücken durchführt. Fluch und Segen zugleich, einerseits wird der Verkehr aus den engen Dorfstrassen rausgehalten und deshalb flüssiger, andrerseits fährt dann auch praktisch niemand mehr durch diese Ortschaften, ausser einige wenige nicht eilige Touristen wie ich. Und auch wenn man so normalerweise freie Bahn hat, muss man immer mit unerwarteten Hindernissen mitten in der Gasse rechnen. Ich besuche noch einige spektakuläre Aussichtspunkte und fahre dann quer über die Insel zurück nach Ponta Delgada ins Hotel. Fürs Znacht wähle ich diesmal ein Restaurant am Hauptplatz im Zentrum, und hier gibts endlich mal was mit Chicken auf der Speisekarte!

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